1974 – Marc Rich gründet in Zug die Marc Rich + Company. Partner sind Pincus Green, John Trafford und Jacques Hachuel. Alexander Hackel, ein Experte für Aluminium und Osteuropa, stößt hinzu. Das Startkapital beträgt 2 Mio. Franken. Rich borgte es sich von seinem Schwiegervater Emil Eisenberg. “Wir mochten uns alle. Und meine Freunde fühlten, dass da Geld zu machen war”, erinnerte sich Rich gegenüber seinem Biografen Daniel Ammann. Zug war seit 1957 das europäische Hauptquartier für Philipp Brothers, Richs früherem Arbeitgeber. Philipp Brothers, später Phibro, gehört heute zu Occidental Petroleum.
1979 – Die iranische Revolution führt wie das Ölembargo 1973 zu einer Preiseskalation am Ölmarkt. Rich wittert Profite: Er hat Verträge mit dem Iran, Angola und Nigeria und springt dank seiner Kontakte für viele Gesellschaften als Nothelfer ein. Dem US-Ölunternehmen Arco droht die Pleite, weil Irans neue Regierung kein Öl mehr liefert. Rich füllt die Lücke und versorgt Arco mit insgesamt 27 Millionen Barrel (je 159 Liter). Das lohnt sich: 1980 weist Marc Rich + Company einen Nettogewinn von umgerechnet 260 Mio. Dollar aus.
1981 – Die US-Behörden nehmen Ermittlungen gegen Rich auf. Der Verdacht lautet auf Steuerhinterziehung durch Offshore-Konten. Rudy Giuliani, der spätere Bürgermeister von New York, übernimmt den Fall 1983 – und fügt einen weiteren Anklagepunkt hinzu, der Rich sein Leben lang verfolgen wird: Er beschuldigt ihn, gegen das Iran-Embargo verstoßen zu haben. Rich und sein Partner Green hätten von New York aus 6,25 Millionen Barrel iranisches Öl gekauft. Rich flieht mit seiner Familie in die Schweiz. Mehrmals versuchen die Amerikaner, ihn zu entführen. Der Agent Ken Hill, der auf den Ölhändler angesetzt ist, hat den Codenamen The Riddler. Erst 2001 wird Rich durch US-Präsident Bill Clinton begnadigt.
1994 – Wegen einer Fehlspekulation muss Rich die Macht in seiner Firma abgeben: Der Versuch, den Zinkmarkt zu kontrollieren, führt zu 172 Mio. Dollar Verlust. Rich steigt aus und übergibt die Macht an Willy Strothotte. Der Westfale ist seit 1978 im Unternehmen und auf den Handel mit Industriemetallen spezialisiert. Aus Marc Rich + Company wird Glencore. Woher der Name stammt, ist ungewiss. Vermutet wird, dass er sich aus den Worten “Global, Energy, Commodities and Resources” zusammensetzt. Strothotte meidet wie sein Mentor Marc Rich die Öffentlichkeit. Er lebt zurückgezogen in Feusisberg im Niedrigsteuerkanton Schwyz. Sein Sohn fällt aus der Reihe: Er ist der Schauspieler Marcus Thomas.
2002 – Xstrata wird im März an der London Stock Exchange gelistet. Die Minengesellschaft geht auf das 1926 gegründete Schweizer Unternehmen Südelektra zurück. Glencore tritt seine Kohlevorkommen in Australien (Enex) und Südafrika (Duiker) für 2,5 Mrd. Dollar an Xstrata ab und wird mit mehr als 34 Prozent grßter Aktionär. Vorstandschef Mick Davis baut das Unternehmen mit Sitz in Zug über die Jahre zu einem weltweit operierenden Konzern aus. Ein Fusionsgesuch an den Rivalen Anglo American wird 2009 zurückgewiesen.
2009 – Glencore sendet das erste Signal für einen Börsengang. Nach dem Kauf der Katanga-Mine im Kongo begibt das Unternehmen eine Wandelanleihe über 2,2 Mrd. Dollar. Der Zinssatz liegt bei fünf Prozent, 2014 wird der Bond fällig. Eine Bedingung lautet: Sollte Glencore bis Ende 2012 nicht an die Börse gegangen sein, dürfen die Investoren – es handelt sich um First Reserve, GIC, Zijin Mining Group, Nathaniel Rothschild sowie die US-Fondsgesellschaften Blackrock, Fidelity und Capital Group – die Anleihe an Glencore zurückgeben.
Quelle: Financial Times Deutschland
http://www.genios.de/presse-archiv/artikel,FTD,20110415,von-rich-zu-glasenberg,A49285219.html